Hallo, da bin ich wieder!
Eine kleine Geschichte von Siegfried Kümmel
Nach einer kleinen Pause auf seiner Reise um die Welt hatte er das Meer überquert, war unbemerkt und fast lautlos über die Dünen hinweg, weiter über die Wiesen und den Bodden in die engen Gassen unserer kleinen Stadt geschlichen.
Hatte auf seinem Wege die Halme und das Rohr, die Zweige der Büsche und die Äste der Bäume bewegt und die ruhigen Wasser des Boddens in Wallung gebracht. War hier und da um die Ecken gezogen und hatte dem Einen oder dem Anderen bereits sein Lied gesungen.
Frisch begrüßte er mich wie immer und fuhr seicht durch meine Haare. "Hallo, da bin ich wieder", raunte er mir in die Ohren. " Ich habe dir viel zu erzählen. Heute nichts Trauriges und Gruseliges, sondern Schönes und Interessantes".
Dann hauchte er mir, wo er gewesen, was er gemacht, wen er gesehen und wem er schließlich geholfen haben. Er habe während seiner langen Reise seine Langeweile mit Spielen verbracht und habe unter blauen Himmel mit weißen Wolken gespielt.
Diese wie große Bälle vor sich hergetrieben, über sich geworfen und sie hinter sich gelassen. Manche seien schon während des Spiels plötzlich verschwunden, andere wiederum neu aufgetaucht.
Noch vor der Küste und den herrlichen Sandstränden habe er erlebt, dass aus dunklen und schweren Bällen heraus Flüssigkeit in Tropfenform abwärts gefallen sei.
"Ein schönes Spielt!, so säuselte er.
Auch habe er auf seiner Reise viele Vögel gesehen. Kraniche auf dem Wege in ihre Brutgebiete, Gänse auf dem Zuge in ihre Heimat und Störche auf der Reise zu ihren Stammquartieren. Große silberne Vögel seien ihm brausend entgegen gekommen, andere hätten ihn sogar geräuschvoll überholt.
Am Tage habe ihn die Sonne erwärmt, des nachts hätten ihm die Sterne und der Mond den Weg gewiesen. Auf blauen Wassern habe er große Schiffe gesehen, braune und weiße Tuche erblickt, Tuche, befestigt an Stangen und Masten. Tuche, welche bereits auf ihn gewartet hätten.
Er habe sie gebläht und sie auf seinem Wege vor sich hergetrieben und sie unweit in die Häfen der stolzen Hansestädte geleitet.
"Jetzt", so rauschte er mir, "müsse er weiter. Weiter über sanfte Hügel, Wiesen und Felder, kleine Seen und grüne Wälder in Richtung Süden".
Er zauste mir zum Abschied noch einmal durch die Haare, wirbelte die losen Blätter am Wege auf - und - fort war er.
Im Lande vor den Inseln, eben,
da lohnt es sich zu sein, zu leben,
denn hier im lande,wo wir sind,
erzählt Geschichten, dir,der Wind.
C 1998
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