Hierzu berichtet aus den Jahren 1998-1999 am Ende einer
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) im Oktober 1999 Wolfgang Eggert:
So stand sie vor uns, verwittert, schwarz, voller Löcher und Flicken aus
Kupfer an den Bordwänden. Unsere Aufgabe sollte es sein, diesen
"Kahn" wieder zu einem ansehnlichen Schiff, ja zu einem
Anziehungspunkt zu machen.
Sechs junge Männer und ein "alter Praktiker" gingen an die
Arbeit.
Nach der Demontage des Mastes durch die Firma Bossow wurde das ganze Schiff
von der Firma Gerüstbau Hennig eingehaust und mit einer Plastikhülle
umgeben. So konnte auch im Winter an dem Schiff gearbeitet werden.
Unsere erste Aufgabe war die Außenhaut und die Innenhaut zu reinigen, um
Schäden festzustellen und danach morsche Planken und Spanten zu wechseln.
Wir gingen dem Schiff mit Schabern und Winkelschleifern wochenlang zu
Leibe und fanden tatsächlich das Eichenholz wieder. Das Schiff war nach den
Entfernen der Flicken übersät von Löchern und es gab viele morsche
Planken und Spalten zwischen den Planken.
Im Innenschiff befand sich im Vor- und Mittelschiff eine 0,5m hohe
Betonschicht, die vorher als Ballast diente. Dieser Beton wurde entfernt.
Erschwerend wirkten sich die in den Beton eingelassenen Ketten und der
diverse Stahlschrott bei der Demontage aus.
Um die Außenbordwand befand sich eine glasfaserverstärkte
Plastikverkleidung, die ebenfalls demontiert werden sollte.
Der gesamt Achtersteven drohte durch die morsche Beplankung nach hinten
herauszubrechen. Deshalb wurde er mittels einer Stahlkonstruktion an beiden
Seiten der Balgwege befestigt und der Steven zusätzlich durch einen
Zugbolzen (24mm Durchmesser) gehaltert. Stahlkonstruktion und Halterung
waren außerdem notwendig, um das Achterdeck bis zum Mittelschiff zu
demontieren, da hier Einsturzgefahr bestand.
Danach wurde eine provisorische Arbeitsbühne (Gräting) in Vor-, Mittel-
und Achterschiff eingebaut.
Nun konnten die morschen Spanten ausgebaut und durch neue ersetzt werden.
Neue Spanten wurden selbst angefertigt und eingebaut. Im Schanzkleidbereich
wurden fast alle Spanten erneuert.
Danach wurden Leisten aus Kiefer oder Erle geschnitten und in die Fugen
zwischen die Planken eingepasst und eingeleimt. Die Fugen waren durch
Austrocknung entstanden und teilweise bis zu einem Zentimeter breit. Ein
kalfatern dieser Fugen war aus ökonomischen Gründen nicht vertretbar und
da das Schiff nicht wieder schwimmfähig werden sollte, auch nicht
notwendig.
Die Bordwände wurden anschließend nochmals geschliffen, von Staub und
anderen Resten befreit und mit Halböl konserviert. Die nach vorhandenen
Risse und Löcher an der Bordwand wurden mit Kitt (selbst gefertigt aus
wasserfestem Leim und Eichensägespänen) oder mit Silkafelx abgedichtet.
Das Deck wurde von achtern (hinten) bis zum vorderen Querschott
demontiert. Dabei wurde darauf geachtet, dass soviel wie möglich, Material
erhalten blieb.
Um den Schiffskörper vor weiteren austrocknen zu schützen, wurde die
Bordwand mit Benar (Grundfarbe) konserviert.
Die letzte und interessante Arbeit war, die ersten Planken (Balgwege) zu
dämpfen und an der Bordwand örtlich anzupassen und danach einzubauen.
Es sind noch viele Handgriffe notwendig um diese Schiff zu einem
Kulturschiff und damit zu einer Attraktion des Ostseebades Zingst werden zu
lassen.
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