Ihr Bürgerbote - 27

Bekamen die Ohren in vergangener Zeit nicht viel zu hören, so war es dennoch nicht ruhig gewesen. Zwar waren zwischenzeitlich wieder einige Jahre ins Land gezogen und man hatte den Raps schon viele Male von den Feldern einbringen und zu Öl verarbeiten können, doch immer noch jagte die lebendig gewordene Vergangenheit den sich selbst ernannten Häuptlingen verschobener Gelder wie eine unter dem Himmel schnell fliegend weiße Wolke hinter her.

Auch wenn die Mannen, Bootsfahrer und edle Ritter der freien Wirtschaft sich schon oft auf der sicheren Seite der ewigen Ruhe in Verjährung fühlten, so konnten sie feststellen, dass nicht alles nach ihren Vorstellungen und heimlichen Wünschen so gelaufen war, wie sie sich das einmal vor Zeiten erdacht, ausgemalt und kalkuliert hatten.

Fliegende Brocken aus den Lagern des Neides und der ewigen Dummheit trafen sie nun mehrere Male da, wo eigentlich Platz in den Köpfen für eine andere Sache sein sollte.

Auch beim Bade hatten sie keine lange Weile mehr, da die Korken des Untergrundes so nach und nach an die Oberfläche ihrer Duftwässerchen trieben. Erst waren es der Wasserspielzeuge wenige, doch nach und nach wurden die schwimmenden Zeitbomben der Vergangenheit immer mehr. Sie selbst sollen da kaum noch Platz in ihren großen Badewännleins gehabt haben. Zum Zweck der äußerlichen Reinigung ihrer Körper sollen sie unter eine ferne Wasserberieselung geflohen sein.

Noch vor Jahren großzügig gemachte Geschenke, die zum Wohle der eigenen Persönlichkeit der Häuptlinge anderen gemacht wurden, mussten in einer stillschweigenden Rückrufaktion den seinerzeit Beschenkten wieder abgenommen werden. Für diese soll es dennoch schlimmer gekommen sein als gedacht, die Großzügigkeit der Geber mussten sie mit ihrem eigenen Gelde bezahlen.

Der schwer erarbeitete Ruf der ewigen gute Launeverbreiter und Stimmenfänger soll so langsam den Bach hinunter gegangen sein und die den Mannen und Machern gegenüber erbrachte Sympathien sollen in hier nicht näher bezeichnete Beurteilungen umgeschlagen sein.

Auch an anderen Stellen ihrer gebauten Luftschlösser bröckelte das Mauerwerk und die hohe Gerichtsbarkeit zeigte ihnen hier und da den richtigen Weg auf. Da sollen die Luftballons der Partys alter Zeiten plötzlich in den blauen Himmel der Realitäten geflogen sein.

Doch im Hintergrund war das alles für die kleine Gemeinde, an der doch so schönen Ostsee gelegen, kein Erfolg. Sie schluckte und schluckte nun einen Brocken nach dem anderen gegen Zahlung von viel Geld, sehr viel Geld.

Ein Tausender nach dem anderen musste, nach Möglichkeit in aller Ruhe und an allen vorbei, an Dritte gezahlt werden, sei es als Regulierung eines gemachten Schadens oder als Obolus an findige Rechtsvertreter und angerufene Gerichtsbarkeiten für die entstandenen Kosten aus verlorenen Klagen.

Die vielen Schlaglöcher in den Wegen waren erfreut über ihr stetiges größer werden und wachsen, über ein gemeindliches Wachstum zum Wohle in der falschen Richtung.

Ihr Bürgerbote – 27. Ausgabe – Entwurf --
C2012 Siegfried Kümmels kleine Geschichten von der Ostsee.

Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden.
Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig".

Hinweis:

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