Ihr Bürgerbote
– kleine Geschichten von
der Ostsee.
Sonderausgabe 002
Auf einer Partei-Vollversammlung, in der man durch
die nahe Lage des Versammlungsortes das Rauschen der Ostseewellen noch hören
konnte, war in die kleine
Gemeinde ein weiblich geladener Gast mit ihrem Ehemann aus dem fernen
Dorfkirch angereist, um hier an einer Vollversammlung erwählter
Mitglieder einer kleinen örtlichen Partei nicht nur teilzunehmen, sondern
den Teilnehmenden aus längst vergangener Zeit über eine Person zu
berichten, die in der Nähe von Dorfkirch vor vielen, vielen Jahren einmal
gearbeitet hatte. Die „Macher“ in der kleinen Gemeinde an der
Ostsee, zwei davon waren Mitglieder in dieser kleinen Partei, hatten diese Dame gezielt auserwählt und sie zu einer
Berichterstattung in die Vollversammlung ihrer Partei eingeladen. Aus wichtigem Anlass hatte die kleine Ortspartei
sogar die Berichterstattung dieser politisch aktiven Dame mit auf die
Tagesordnung ihres abendfüllenden Parteiprogramms gesetzt. Die von weither Angereiste in Begleitung war Mitglied
einer Deutschen Christlichen Großpartei, war Abgeordnete des Kreistages
in dem Landkreis zu dem Dorfkirch gehörte,
war einmal Vorsteher des Amtes zu dem Dorfkirch gehörte und war
einmal Bürgermeisterin
von Dorfkirch. Über den „Buschfunk“ konnte man mit dem Rauschen
der Ostseewellen erfahren, das einige Bürger der Gemeinde und selbst
Mitglieder der kleinen Ortspartei sich gefragt haben, ob die Dame, die
bekannt und regional politisch so eingebunden war,
überhaupt wusste was sie da machte und auf was sie sich da einließ
und was die „Macher“ sich von den Berichten über die seit Jahren im
Orte wohnende, jedoch nicht in der Parteiversammlung mit anwesende Person,
versprachen. Was im Detail die Ohren der Anwesenden füllte und was die edlen Herren im Ergebnis des Gehörten alsbald persönlich verwendeten, das durften sie, bevor sie mit ihrer neuen Bildung an Meinung an die Öffentlichkeit gingen, alleinig und völlig selbständig entscheiden. Die Berichterstatterin muss ihren Terminkalender wohl nicht so genau betrachtet haben , denn zeitgleich fand im Kreistag ihres Wählerkreises eine Sitzung statt, zu der man sie als anwesende Kreistagsabgeordnete schon gerne begrüßt hätte. So war es schon immer. Auch wenn ein Essen an der Ostsee gut mundete, so konnte man nicht zur gleichen Zeit um zwei Herren zu dienen an verschiedenen Orten sein. Die Wähler der Dame aus der Ferne hatten sich für die besonderen Leistungen sehr bei ihr bedankt. Ihr Bürgerbote
– Sonderausgabe 002 – Entwurf 12.10.2010 --
C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten
|