Ihr
Bürgerbote –
kleine Geschichten von der Ostsee. Unweit
einer Hansestadt lag das klare weite Wasser eines Boddens auf dem Wege
ihrer Wanderung nun vor ihnen. Der weite Blick über das hoch stehende
Rohr auf das ferne Land gegenüber, das nahe Wäldchen und die ersten
neuen Häuser auf schöner Fläche in dieser kleinen Ortschaft direkt an
der Küste der schönen Ostsee waren es, die ihren Entschluss zum
Ansiedeln förderten. Hier wollten sie sich niederlassen, hier wollten sie
bleiben und hier wollten sie bauen. Wollten sie sich ihren Wunsch erfüllen,
so mussten sie ein Grundstück auf diesem schönen Fleck der Erde
erwerben. Doch nur von wem? Schon damals wurden Grundstücksflächen, auf
denen eine Ansiedlung erfolgen sollte, nach der Erschließung einer
beplanten Fläche, als baureifes Land gehandelt. So konnte den Suchenden
sofort geholfen werden und es soll die Gemeinde gewesen sein, die ihnen
genau das, das was sie suchten, sehr preiswert anbieten und verkaufen
konnte, nämlich ein Baugrundstück. Die
Gemeinde soll zwar nicht direkt der Eigentümer der so schön gelegenen Flächen
gewesen sein, doch sie soll damals diese voll erschlossen Grundstücke nur
als Verfügungsberechtigte an Bauwillige, Parzelle um Parzelle verkauft
haben. Mit heißer Feder soll sie den Verkaufspreis der erschlossenen
Grundstücke kalkuliert haben. Doch das Kalkulieren von erschlossenem
Bauland sollte nicht unbedingt zu einer ihrer Stärken gehört haben, denn
es gab schon damals die sogenannten Verbrauchsflächen ohne Erträge,
jedoch verbunden mit Kosten für zum Beispiel: bepflanzte Flächen als
Ersatz für den Ausgleich der Bodenversiegelung durch Strassen und Wege,
sogenannte Ausgleichsflächen und die Flächen für das öffentliche Grün.
In der Branche wurden schon derartige Flächenverluste in einer Planfläche
mit 35% im Schnitt veranschlagt. Wer sie vergaß oder übersah und diese
nicht bei der Kalkulation berücksichtigte, der zahlte bei den Geschäften
mit erschlossenen Grundstücken wahrhaftig gut drauf, wenn auch erst
irgendwann, aber so doch. Örtlich
geschäftsorientierte und von der Gemeinde geförderte Immobilienmakler
sollen auf einem für ihre Zwecke speziell und von der Gemeinde großzügig
bereitgestellten Grundstück ruck zuck ein Musterhaus gebaut haben. Diese
sollen weiteren Interessierten, also ihren neuen „Nachbarn“, mit Rat und Tat gerne für das Bauen von neuen Häusern im
Ort zur Seite gestanden haben. Für ihre fachliche Hilfe und Zeit sollen
sie sich, gegen gute Bezahlung von Courtagen und sonstigen Provisionen, für
die Zahlenden voll und ganz eingesetzt haben. Die
Gemeinde soll sich über das gedacht gute Geschäft sehr gefreut haben. Für
Bürger ein neuer Standort, für Ansiedler ein neues Zuhause. Mit den
Neuen soll reges Leben auf das sonst so ruhige Fleckchen Erde gekommen
sein. Die Bauarbeiten sollen für einige Zeit etwas Unruhe in diesen Teil
des Ortes gebracht haben und Haus um Haus soll im Laufe der Zeit mit oder
ohne Hilfe der Maklerei fertiggestellt und von den sich traumerfüllenden
Eigentümern bezogen worden sein. Da
soll die Gemeinde in Kürze die von den Grundstückskäufern bis dahin
erhaltenen Kaufpreise inklusiv der Zinsen sofort an den Eigentümer
gezahlt haben. Dieser soll jedoch eine weitere Rechnung aufgemacht haben
und für das „Vergessen von Flächen in Kalkulationen“ viel Geld
verlangt haben. Er
soll von der Gemeinde und für die durch diese genutzten Grundstücksflächen,
Flächen für den Ausgleich und für die Grundstücksflächen für das öffentliche
Grün, eine Rechnung gestellt und auf die kurzfristig Zahlung von Grundstückskaufpreisen
oder Pacht inklusiv der Zinsen für den Gebrauchs von fremden Eigentum über
viele Jahre bestanden haben. Die
Dorfgemeinschaft aber soll aus ihrer Gemeindekasse für die Fehler ihrer Führung
den Kopf kräftig hingehalten und mit richtigem Geld die Forderungen
ausgeglichen haben. Ihr
Bürgerbote – 19. Ausgabe (Forstsetzung der Geschichte aus - Ausgabe 16)
- Entwurf
-- C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten
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