Ihr Bürgerbote
– kleine
Geschichten von der Ostsee.
Forstsetzung
des Ihr Bürgerbote 8
Die kleine Gemeinde an der so schönen Ostseeküste
hatte plötzlich und unerwartet ein neues Problem. Irgendwie musste etwas
schief gelaufen und zusätzlich vergessen worden sein. Eine Überwachung der Auftragsvergaben für die Ausführungsarbeiten
der Modernisierung erfolgte selbstverständlich - nicht. Auch die
Abrechnungen der Ausgaben wurden nicht mit Hinsicht auf die Bürgschaft
kontrolliert, beschweige geprüft. Die monatlichen Abrechnungen der
Verwaltung mit Bezug auf die Mieteingänge und der daraus erfolgten
Ausgaben für die Bedienung der Kredite betrachtete man, wenn überhaupt,
nur oberflächlich. Doch damit nicht genug. Das Verwaltungsunternehmen
meldete plötzlich und für alle Beteiligten wohl unerwartet Insolvenz an.
Dies führte dazu, dass die kleine Gemeinde jetzt aus der Bürgschaft in
voller Höhe in Anspruch genommen wurde. Die für den Kredit zuständige
Bank kündigte den Kredit mit sofortiger Wirkung, so dass hier ein neues
Bankhaus für die sofortige Ablösung der Gemeindeschulden von über 4,5
Millionen DM gefunden werden musste. Auch die Rückzahlung, also die jeweils fällige Rate
aus der Zahlungsverpflichtung der Altschuldenhilfe,
war nicht so, wie im Verwaltervertrag vereinbart, aus den Mieteingängen
erfolgt. Auch war bei den Verkäufen von einigen Eigentumswohnungen ein
entsprechend festgelegter Anteil an den Kreditgeber der Altschuldenhilfe,
also der Bundesrepublik Deutschland,
nicht abgeführt worden. Sicherlich musste das alles für die kleine Gemeinde
nicht so schlimm gewesen sein, denn für die Schulden des abgelösten
Kredits aus der Altschuldenhilfe hatte man doch, wenn auch hoch belastet,
eine Immobilie. Für die Schulden aus der Modernisierung hatte man
immerhin zum Teil modernisierte und zum Teil halbwegs fertige und
unfertige Wohnungen. Über die Wirren der Zeit hatte man wohl völlig
vergessen, die Höhe der Miete auf die tatsächlich investierte Summe und
nach Abzug der Mehrwertsteuer aus dem Betrag von 4,5 Millionen DM, also
der durch das Finanzamt an die Verwaltung ausgereichten Vorsteuer, neu zu
berechnen und festzulegen. So zahlten die „Ärmsten“ der Gemeinde auch
für die Schulden der Gemeinde. Doch diese waren nicht informiert und ein über die
Jahre entstandener Reparaturstau in den Haus- und Wohnungseinheiten durfte
nicht noch zusätzlich in das Blickfeld der Bürger geraten. Das dies
nicht passierte, dafür sorgten schon die „Macher“ in der kleinen
Gemeinde. Ihr
Bürgerbote – 9. Ausgabe (Forstsetzung der Geschichte aus - Ausgabe 8) -
Entwurf -- C2010
Siegfried Kümmels kleine Geschichten
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